Widerstände und Kondensatoren sind Standardelemente in der analogen Elektronik. Es ist deshalb besonders wichtig, dass man ihr Zusammenspiel, wie sie miteinander reagieren, gut versteht. Mit Hilfe eines Oszilloskops werden wir in diesem Kapitel Lade- und Entladevorgänge in Schaltkreisen mit Kondensatoren und Widerständen (RC-Glieder) zeigen, untersuchen und erklären.
Ein Widerstand ist bestrebt den Stromfluss in einem elektrischen Stromkreis auszubremsen. Je größer der Widerstand, desto stärker wird er den Stromfluss ausbremsen. Kondensatoren laden und entladen sich; das ist ihre einzige Aufgabe. Schaltet man einen Widerstand in Reihe mit einem Kondensator, lässt sich sehr genau bestimmen, wie schnell er sich auf- und entlädt. Ein solcher Schaltkreis wird kurz als RC-Glied angesprochen.
Über den Kapazitäts- und Widerstandswert lässt sich der Entlade- und Ladevorgang eines solchen RC-Gliedes steuern. Je größer die Kapazität und der Widerstandswert, desto länger dauert es, bis sich der Kondensator aufgeladen hat. Den formelmäßigen Zusammenhang stellt die Formel der Zeitkonstante her
R in Ohm, C in Farad, Zeit in Sekunden
Die Formel gibt an, in welcher Zeit tau sich der Kondensator C bei vorgegebenem Widerstand R in einem RC-Glied bis auf 63% der Ladespannung aufgeladen oder auf 37% der anliegenden Ladespannung entladen hat.
Ein Beispiel
An das RC-Netzwerk wird eine Spannung von 5V gelegt. Dann wird der Kondensator nach Berechnung über die Formel für die Zeitkonstante in 2ms auf 63% oder 3,15V der Ladespannung aufgeladen sein. Nach insgesamt 5 Zeitkonstanten (10ms) hat sich der Kondensator auf etwa 99% der Ladespannung aufgeladen. Man betrachtet den Kondensator damit als vollständig aufgeladen. Entlädt man jetzt den Kondensator, dann hat er nach 2ms nur noch 37% oder 1,85V seiner Ladespannung.
Mit Hilfe einer RC-Schaltung lassen sich mit der BASIC Stamp Widerstände und Kapazitäten bestimmen. Ist der Widerstand bekannt, kann die unbekannte Kapazität eines Kondensators bestimmt werden; ist dagegen die Kapazität bekannt, kann ein unbekannter Widerstand bestimmt werden. Dazu muss nur die Zeitkonstante in dem entsprechenden RC-Glied bestimmt werden. Die Entladezeit wird über den PBASIC Befehl RCTIME bestimmt. Die Schwelle für eine logische 1 liegt bei einer BASIC Stamp oberhalb 1,4V und für eine 0 unterhalb von 1,4V.
Zur Bestimmung der Zeitkonstante wird ein I/O Pin für ein paar Millisekunden auf HIGH gesetzt, damit der dort angeschlossene Kondensator sich auf 5V aufladen kann. Der Befehl RCTIME wandelt den I/O Pin in einen Eingang um und zählt die Zeiteinheiten, bis der Kondensator sich bis auf 1,4V entladen hat.
Unterschiedliche Widerstandswerte wirken sich auf die Lade- und Entladekurve aus. Das Rechtecksignal in Abb. 1 zeigt, dass der I/O Pin zur Zeit t = 0 vom Ausgang auf Eingang umgeschaltet wurde. Von diesem Zeitpunkt an entlädt sich der Kondensator über den Widerstand. Die BASIC Stamp zählt die Zeiteinheiten in 2µs Schritten, bis die Kondensatorspannung auf 1,4V gefallen ist.
Soweit die Theorie. Jetzt kommt der praktische Teil!
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Schaltskizze und Schaltungsaufbau
Die Kurve von Kanal A (blau) zeigt den Lade-/Entladevorgang des Kondensators, während Kanal B (rot) die anliegende Rechteckspannung zeigt. Sobald 5V an das RC-Netzwerk gelegt werden (Kanal B, steigende Flanke), wird der Kondensator aufgeladen (Kanal A, blau). Geht die Ladespannung am Kondensator wieder auf 0, entlädt sich der Kondensator relativ schnell. Lade- und Entladekurve zeigen gleiches aber umgekehrtes Verhalten.
Die Zeitkonstante errechnet sich aus R = 220 Ohm und C = 10µF zu
Aufgaben |
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Interpretation des Messergebnisses
Die messtechnisch ermittelte Zeitkonstante von 2,551ms liegt im Rahmen der Fehlertoleranzen.
Die Fertigungstoleranzen bei Elektrolytkondensatoren liegen bei typisch +/-20%, beim Widerstand bei +/-5%. Rechnet man die Toleranzen mit hinein, dann ergibt sich eine rechnerische Zeitkonstante von 2,2ms +/- 0,57ms. Der Messwert liegt damit in der Fehlertoleranz.
Jetzt kommst du! | |
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In dieser Übung besteht der RC-Schaltkreis aus einem LDR und einem Kondensator. Die Entladezeit wird mit Hilfe eines Oszilloskops bestimmt und über ein PBASIC Programm auch im Debug Terminal ausgegeben. Beide Ergebnisse werden miteinander verglichen.
In einem zweiten Versuch wird der Widerstandswert eines LDR mit Hilfe eines Kondensators bekannter Kapazität über eine Formel berechnet und mit der Messauswertung am Oszilloskop verglichen.
Schaltskizze und Schaltungsaufbau
RC-Glied mit LDR | |
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Das Programm RC_Schaltung2.bs2
Messung mit Oszilloskop und Datenausgabe im Debug Terminal
Wie arbeitet das Programm RC_Schaltung2.bs2?
In der Endlosschleife DO ... LOOP werden zunächst die beiden Ausgänge P0 (roter Kanal in Abb. 9 - 11) und P15 (blauer Kanal in Abb. 9 - 11) auf 1 gesetzt, gefolgt von einer Pause von 10ms. In dieser Zeit lädt sich der Kondensator über den 220 Ohm Widerstand auf ca. 4,6V (Abb. 9) bzw. über 4,6V (Abb. 10) auf.
In Programmzeile 10 wird dann der RCTIME Befehl aufgerufen (Zeitmarke 2,733ms). Er leitet eine Reihe von Aktionen ein:
Wenn dass alles so richtig ist und wir nach Programmzeile 13 noch einen Pausebefehl von 5ms einbauen, dann könnte sich der Kondensator in dieser Zeit noch entladen, bevor er über HIGH 0 bzw. HIGH 15 wieder geladen wird. Das müsste dann auch im Oszillogramm zu sehen sein.
Füge nach Programmzeile 13 in RC_Schaltun2.bs2 die Zeile
pause 5
ein und starte das Programm erneut.
Hier das dazugehörige Oszillogramm. Deutlich sind jetzt die einzelnen Zeitabschnitte zu erkennen.
- setzt die Mathematik aus Jahrgangsstufe 9 (G8) oder 10 (G9) voraus. -
Die Berechnung der Ausgangsspannung bei einem unbelasteten RC-Glied ergibt sich nach Tietze-Schenk, Halbleiterschaltungstechnik zu
Einsetzen der Werte in Formel 7 ergibt für den LDR aus Abb. 10 einen Widerstandswert von ca. 10kOhm. Mit dem Ohmmeter wurde ein Widerstandswert von 10,2kOhm gemessen.
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